Nachdem meine Großeltern und mein Vater am 22. Januar 1945 aus Oberlesten / Ober Tschirnau flüchten mußten, blieben sie bis zum April 1946 in Neugabel, Kreis Sprottau, immer in der Hoffnung in Ihren Heimatort zurückkehren zu können.
Im Herbst 1945, – es gab keine Kampfhandlungen mehr,
und man meinte, es könne Heimwärts gehen -, versuchte mein Vater herauszubekommen, wie es in seinem Heimatort ausschaut. Er machte sich mit einem Bekannten aus dem selben Ort zu Fuß auf den Weg. Dieser hies Gerhard Hampel und kam aus Guhrau. So kamen sie nach 2 Tagen Fußmarsch und Kontrollen durch die Russen in Ober Tschirnau an. Auf dem Hof meiner Großeltern waren bereits Polen aus dem Osten Polens, ebenfalls Vertriebene !
Diese meldeten die Ankunft der beiden Deutschen sofort an die im Ort zuständigen polnischen Organe weiter, worauf die beiden dann im evangelischen Pfarrhaus im Keller eingesperrt wurden.
Dort blieben sie 2 ganze Tage, versorgten sich aus den Vorräten des Pfarrers, Eingemachtes usw. .
Danach brachte man sie nach oben, drückte Ihnen Spaten und Schaufel in die Hand und wies sie an, ein Loch im Pfarrhof zu graben. Siehe Skizze.
Es herrschte große Angst, wofür ein solches Loch? 2m x 2m und ca. 2m tief? Für sie selber?
Als das Loch am 3. Tag fertig war, wurden sie angewiesen, alle Kirchenbücher, Akten, und eben alles, was sich zur evangelischen Gemeinde im Pfarrhaus befand, in dieses Loch zu werfen.
Danach wurde das Pfarrhaus kontrolliert, ob auch alles in dem Loch war, und sie mußten es mit dem Aushub verschließen.
Der Aushub soll ca. 80 cm über dem Boden gewesen sein.
Danach wurden beide Richtung Guhrau entlassen, und man achtete darauf, dass sie dort auch ankamen.
Das ist die Geschichte des Loches zum evangelischen Pfarrhaus in Oberlesten / Obertschirnau, die Karte hat mein Vater 2011 aus dem Gedächtnis gezeichnet.
von Dieter Rauhut aus Gesprächen mit dem Vater – 1.3.2016